Utl.: Warum klare Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen mit Behinderungen nötig sind – und welche Schritte der KOBV Österreich für nötig erachtet.
Kurztext:
Frauen mit Behinderungen sind besonders von Gewalt betroffen. Studien zeigen alarmierende Zahlen: 76,7 % erlebten physische, 50,9 % sexuelle und 82,6 % psychische Gewalt. Der KOBV fordert anlässlich des Frauentags gezielte Schutzmaßnahmen, barrierefreie Frauenhäuser und wirtschaftliche Unabhängigkeit. Nur so kann Gewalt wirksam bekämpft und ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht werden.
Wien, 06. März 2025 – Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März rückt der KOBV Österreich die Notwendigkeit in den Fokus, Frauen mit Behinderungen besser vor Gewalt zu schützen. Studien belegen, dass sie deutlich häufiger physische, psychische, sexuelle und wirtschaftliche Gewalt erleben als nicht-behinderte Frauen. Das aktuelle Regierungsprogramm enthält Ansätze zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt und Hate Crime, doch die spezifischen Herausforderungen für Frauen mit Behinderungen sind darin nicht ausreichend berücksichtigt. Dabei gibt es umfassende Daten und klare Empfehlungen für gezielte Maßnahmen. Ein zentraler Hebel für nachhaltige Verbesserungen ist die Deinstitutionalisierung, wie sie in der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) gefordert wird. Sie findet sich als Bekenntnis im Regierungsprogramm, eine konkrete Ausarbeitung drängt aber – Frauen mit Behinderungen müssen selbstbestimmt leben können, denn Abhängigkeiten erhöhen das Risiko für Gewalt.
„Die vorliegenden Daten zeigen deutlich, dass Frauen mit Behinderungen ein erhöhtes Risiko für Gewalt in verschiedenster Form haben. Nicht zuletzt der Internationale Frauentag sollte Anlass sein, gezielte Schutzmaßnahmen voranzutreiben“, betont Franz Groschan, Präsident des KOBV Österreich. „Dazu gehört der Ausbau barrierefreier Beratungs- und Schutzangebote sowie ein stärkerer Fokus auf wirtschaftliche Unabhängigkeit, da finanzielle Abhängigkeit Gewalt begünstigen kann.“
Eine Studie des Sozialministeriums aus 2019 zeigt: 76,7 Prozent der Frauen mit Behinderungen haben physische Gewalt erfahren, 50,9 Prozent waren von sexuellen Übergriffen betroffen, und 82,6 Prozent erlebten psychische Gewalt. Problematisch ist auch, dass viele auch wirtschaftliche Gewalt erfahren – etwa durch Kontrolle über finanzielle Mittel oder eingeschränkten Zugang zu eigenem Einkommen. Finanzielle Abhängigkeit erschwert den Ausstieg aus gewaltvollen Strukturen.
Es gilt, die Lebensrealität von Frauen mit Behinderungen umfassend in politischen Maßnahmen zu berücksichtigen. Fehlende barrierefreie Frauenhäuser und eingeschränkte wirtschaftliche Möglichkeiten sind Herausforderungen, die nur durch Prävention, Schutzmaßnahmen und strukturelle Verbesserungen bewältigt werden können. Der KOBV setzt sich für eine enge Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern und Fachorganisationen ein, um tragfähige Lösungen zu erarbeiten und Frauen mit Behinderungen besser zu schützen und ihnen ein selbstbestimmtes, gewaltfreies Leben zu ermöglichen.
Über den KOBV:
Der KOBV Österreich – Der Behindertenverband setzt sich seit 1945 für die Rechte und die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ein. Unser Ziel ist eine barrierefreie, inklusive und sozial gerechte Gesellschaft für alle.
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