Das Haus der Geschichte Österreich (hdgö) arbeitet zusammen mit dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsument:innenschutz (BMSGPK) an der Aufarbeitung der Geschichte von Menschen mit Behinderungen und ihrem Eintreten für Inklusion. Der KOBV Österreich ist mit Präsident Franz Groschan Teil der Fokusgruppe dieses Projekts.
Mit dem Disability History Project wird die oft übersehene Geschichte von Menschen mit Behinderungen in Österreich von 1848 bis heute ins öffentliche Licht gerückt.
Ziel ist es, persönliche Erfahrungen und individuellen Aktivismus sichtbar zu machen. Damit soll ein bislang unberücksichtigter Teil der österreichischen Geschichte erlebbar und nachvollziehbar gemacht werden.
Historische Rückschau: Der Weg zur Inklusion
Die Reise zur Inklusion in Österreich war lang und von Rückschlägen geprägt. Und am Ziel sind wir lange noch nicht angekommen. Sozialminister Johannes Rauch betont, dass die gesellschaftliche Auffassung von Menschen mit Behinderungen lange Zeit von Diskriminierung und Ausgrenzung geprägt war. Das Disability History Project soll diese Geschichte aufarbeiten und die Stimmen von Menschen mit Behinderungen stärken.
Pioniere der Behindertenbewegung
Der KOBV ist ein zentraler Teil der Geschichte von Inklusion und sozialer Gerechtigkeit. Der Verband und seine Vertreter haben wesentliche Grundlagen des heutigen Sozialrechts geschaffen und beherbergen viele Pioniere des österreichischen Behindertenrechts.
Eine wichtige Figur der Behindertenbewegung ist Hans Hirsch, der von 1945 bis 1946 Präsident der KOBV-Zentralorganisation war. Im Ersten Weltkrieg verlor er sein Augenlicht und beide Hände. Trotz dieser Schicksalsschläge setzte er sich unermüdlich für die Rechte seiner Mitbetroffenen ein. Hirsch war 1919 an der Gründung des Zentralverbands der Kriegshinterbliebenen beteiligt und gründete später den Verband der Kriegsblinden Wien, Niederösterreich und Burgenland, dessen Präsident er 35 Jahre lang blieb.
Bei den Verhandlungen mit verschiedenen Regierungen war Hirsch ein aktiver Teilnehmer und spielte eine entscheidende Rolle bei der Erarbeitung des Invalidenentschädigungsgesetzes sowie bei der Gestaltung des Kriegsopferversorgungsgesetzes nach 1945. Auch in wirtschaftlichen Körperschaften war er tätig, darunter das Bundesgremium und die Wohlfahrtsorganisation der Tabakverkäufer, um seinen Schicksalsgefährten den Weg zurück in eine neue Existenz zu ebnen. Das Trafikwesen und die enge Zusammenarbeit mit der Monopolverwaltungs GmbH (MVG) ist bis heute ein wesentliches Feld für den KOBV. Denn durch den geschützten Status gewährleistet die Führung einer Trafik wirtschaftliche Absicherung und ein selbstbestimmtes Leben für Menschen mit Behinderungen und das soll auch so bleiben.
Hans Hirsch folgten die Präsidenten Franz Schulz, Karl Baier, Friedrich Karrer, Otto Libal, Dr. Karl Schwarzl („Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 1975), Otto Pohanka und zuletzt Mag. Michael Svoboda nach. Selbst mit Behinderungen lebend, waren sie maßgebliche Triebfedern des Kriegsopferversorgungsgesetzes, des Behinderteneinstellungsgesetzes, gründeten das Erholungshaus Freiland sowie die Sonderkrankenanstalt Zicksee, entwickelten das Versorgungsrecht der Kriegsopfer und die Heeresversorgung mit, arbeiteten wesentliche Teile des Bundesbehindertengesetzes 1990 aus und waren federführend bei der Ausarbeitung des Pflegegeldes 1993.
Die Rolle des KOBV
Als Präsident des KOBV ist Franz Groschan Teil des Publikumsforums des hdgö und der Fokusgruppe zum Disability History Project.
„Die Errungenschaften der Vergangenheit dürfen nicht vergessen werden und haben die Kraft zu motivieren, zukünftige Herausforderungen anzugehen. Die Geschichte der Behindertenrechte ist ein integraler Bestandteil der Geschichte Österreichs und somit ein Teil des kollektiven Gedächtnisses unseres Landes.“
Franz Groschan, Präsident
Ein Aufruf zur Erinnerung
Groschan erinnert an die dunkle Vergangenheit der Eugenik und betont, dass sich solche Zeiten nicht wiederholen dürfen. Der Diskurs über Diskriminierung im Arbeitsmarkt und in der Bildung muss aktiv geführt werden. Das Disability History Project schafft einen Rahmen, um aktuelle Herausforderungen durch persönliche Geschichten zu beleuchten.
Es ist ein Aufruf an alle, zur Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen beizutragen. Der Weg zur vollständigen Inklusion ist lang, doch gemeinsames Engagement und die Dokumentation der Geschichte können das Verständnis für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen fördern. Der KOBV und das hdgö setzen sich weiterhin dafür ein, die Geschichte der Behindertenbewegung in Österreich zu bewahren.
Alle Informationen rund um das Disability History Project: